Für die Wiener Austria war es im Jänner 1973 ein "Goldgriff": Uruguays Vereine National und Penarol waren pleite, und Kurt Blau, der in Montevideo lebende Cousin des damaligen Austria Sekretärs Norbert Lopper, kabelte nach Wien: "Zwei Klassekicker sind kostenlos frei!" Auf diese Art "erbte" die Austria für eine Handgeldsumme von insgesamt nur einer Million Schillinge ein unvergessliches Erfolgsduo – Julio Morales und Alberto Martinez.
Seine Kicker-Laufbahn startete Alberto in der 30.000-Einwohner-Stadt Rocha mit acht Jahren. Wie alle Buben in Uruguay auf der Straße. Ein alter Nylonstrumpf seiner Mutter mit Zeitungspapier ausgestopft war der Ball. Sein Vater war Lkw-Chauffeur und die Familie hatte wenig Geld. Fußball war der einzige Sport den man sich leisten konnte, Tennis war in seiner Heimat Uruguay nur den Reichen vorbehalten. Mit 14 muss sich Alberto sein Taschengeld schon selbst verdienen – als Autowäscher, als Getränkelieferant für Restaurants mit einem geborgten Fahrrad.
Die schönste Zeit seines Lebens verbringt Alberto, wenn er sich heute erinnert, in Österreich. Am 7. Jänner 1973 ist er in Schwechat am Flughafen angekommen und hat gut Deutsch gelernt. Nicht in einem Kurs sondern auf der Straße, in Kaffeehäusern, im Umgang mit Freunden.
Bei der Austria spielt Alberto nur selten 90 Minuten durch, Austria hatte mit Pirkner, Morales und Parits einen "Jahrhundertsturm". Aber berühmt wurde er am 12. April 1978: Elfmeterschiessen im Europacuprückspiel der Pokalsieger gegen Dynamo Moskau. Vor 70.000 Fans im Wiener Praterstadion verwandelte Alberto den entscheidenden Penalty zum 5:4, und schoss damit erstmals einen österreichischen Verein in ein Europacupfinale. Im Finale gegen Anderlecht im Pariser Prinzenparkstadion, wurde er erst in der Schlussphase beim Stand von 0:4 eingewechselt.
Im selben Sommer wechselte Alberto Martinez zum Wiener Sportklub, erzielte in einer Saison 20 Tore für die Dornbacher. Weitere Stationen waren VOEST, dann wieder ein Jahr beim Sportklub, dann Las Palmas (mit Trainer Walter Skocik) und schließlich noch zwei Jahre beim FavAC.
1985 kehrte Alberto schweren Herzens nach Südamerika zurück. Seine Frau Mirna hat sich im Gegensatz zu ihm in Österreich nie so richtig wohl gefühlt, und immer wieder zu einer Rückkehr gedrängt. Dabei hatte er 1983 die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen und sogar sechs Monate Präsenzdienst in der Kaserne Zwölfaxing absolviert.
In seiner Heimat arbeitete er dann als Spielertrainer beim Amateurklub seiner Heimatstadt Rocha, eröffnete am Strand eine Pizzeria und freute sich, dass seine beiden Söhne, Manuel und der um ein Jahr jüngere Sebastian, sich als „ballverliebt“ entpuppten und er schmiedete bereits Pläne für deren Kicker-Zukunft.
Alberto Martinez war dann ein gebrochener Mann, dem das Schicksal seit seiner Rückkehr nach Uruguay im Jahre 1985 übel mitgespielt hatte: 1987 Herzinfarkt (komplizierte Operation) und am 5. Februar 1990 erfuhr er von der unheilbaren Krankheit seines damals 13jährigen Sohnes Manuel. Manuel starb am 2. Februar 1991 an den Folgen eines Gehirntumors. Dann kam es auch noch zur Trennung von seiner Ehefrau.
Herbert Prohaska startete spontan eine Spendenaktion für Alberto Martinez, um die hohen Spitalskosten nach seiner Herzoperation abdecken zu können. Bis zu seinem Tod war Martinez mit Erich Obermayer, Karl Daxbacher und Didi Constantini befreundet. Martinez wurde nur 59 Jahre alt, und erlag seinem Herzleiden in seiner Heimat Uruguay. Am 1. Dezember 2009 wachte er nicht mehr von seinem Mittagsschlaf auf.
Vollständiger Name:
Alberto Ariel Martinez
Vereine
Universidad Catamarcaranada-Paysandu, Rambler-Junior, Penarol Montevideo, Austria Wien, Wiener Sportklub, Voest Linz, Las Palmas (ESP), FavAC
Legende:
E ... Einsätze
EW ... Einwechslungen
T+ ... Geschossene Tore
T- ... Tore erhalten (nur für Tormänner)
S ... Siege
U ... Unentschieden
N ... Niederlagen
G ... Gelbe Karten
GR ... Gelb-rote Karten
R ... Rote Karten
M ... Spielminuten
M/T+ ... Minuten pro geschossenes Tor
M/T- ... Minuten pro erhaltenes Tor (nur für Tormänner)